Kunsthasser-Stammtisch „Topi-Utopie-Ursuppe“

Am 29. Januar 2016 wird aufgekocht im Fab Lab auf St. Pauli, Hamburg 19:30. Im Rahmen des von Jan Holtmann kuratierten „KunstHasserStammTisch“ köchelt IFG-Direktor eine Topinambur-Suppe zum utopischen Denken.

Topi-Utopie-Ursuppe 
– eine heitere bis nachdenkliche Tischgesellschaft mit Harald Lemke

Vor 500 Jahren kam die Utopie zur Welt. Oder sagen wir: Das utopischen Denken. Seither träumen nicht wenige von anderen Verhältnissen und einer besseren Zukunft. Einer sozialen Welt nach dem Kapitalismus. Nichts scheint angesichts der geschichtlichen Entwicklung toter und mehr gestorben als diese Utopie. Und doch gibt es Stimmen, die sagen, dass erst jetzt eine „andere Welt möglich“ und „pflanzbar“ sei. Ähnlich wie jetzt anderes Gemüse neu entdeckt wird, etwa alte Sorten wie Quinoa oder Indianerkartoffeln aus Abya Yala (indigene Bezeichnung für den amerikanischen Kontinent) – als Früchte und Vorschein einer utopischen Zukunft. Das „Sumak Kawsay“ (quechua), das „Buen Vivir“ (spanisch), das „Recht auf ein Gutes Leben“ (Alberto Acosta) gehört zur Befreiungsformel eines solchen „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Wie genießbar ist diese Utopie am Ende der Utopie? Schmeckt sie uns überhaupt, sollten wir sie probieren?

Die heitere bis nachdenkliche Tischgesellschaft dieses Abends wird dies nach der konvivialen Zubereitung einer zarten weißen Topinambur-Ursuppe tun.

Um zu verstehen, welche epochalen Ereignisse sich in der Gegenwart und in der Zukunft ums Utopische abspielen, hilft es, an Utopia (1516) von Thomas Morus zu erinnern. Parallel zu dieser ersten namensgebenden Utopie einer anderen Welt entdeckten Welteroberer wie Columbus und Amerigo die Neue Welt. Das „Amerika“ der „edlen Wilden“, das den Europäern der Alten Welt ganz neue Lebensformen und wunderbare Geschmäcker nahe brachte. Lateinamerikanische Topinambá-Ureinwohner aßen nicht nur die schwer verdaulichen Knollen gleichen Namens, sondern (angeblich) auch leicht verdauliche Menschen anderen Namens. Was müsste die Menschheit essen und ändern und wie leben, um spätestens in 500 Jahren die real existierende „kannibalische Weltordnung“ (Jean Ziegler) hinter sich gelassen zu haben?