„Gesundheitsgesellschaft“ – Workshop FU Berlin/Südtirol

vom 15. bis zum 20. November findet unter Teilnahme des IFG Direktors (Vortrag, Moderation) die Tagung „Gesundheitsgesellschaft. Gesunde Ernährung zwischen Mythos und Evidenz“ statt. Veranstalter: Freie Universität Berlin; Ort: Buchnerhof in südtirolischen Etschtal.

Kurzbeschreibung des Abendvortrags von Prof. Dr. Harald Lemke:

„Von der Kritik der Gesundheitsgesellschaft zur Ethik einer neuen Gastropolitik“
Grundgedanke einer Ethik des Essens – der Gastrosophie – ist es, möglichst alle relevanten Aspekte (sowohl die ökologischen, die politischen, die sozialen, die kulturellen, die ästhetischen als auch die gesundheitlichen Aspekte)  des menschlichen Nahrungsgeschehens in den Blick zu bekommen und mithilfe dieses trans-disziplinären bzw. umfassend-philosophischen Vorgehens „die Wahrheit des Ganzen“ unseres Essens zu reflektieren.

In der gesellschaftlichen Debatte werden häufig ausschließlich die gesundheitlichen Aspekte thematisiert. Tatsächlich ist die weltweite Anzahl derer, die die gesundheitlichen Auswirkungen einer chronischen Überernährung zu spüren bekommen, inzwischen sogar höher als die Menge der Hungerleidenden. Während deren Elend schon länger Anlass für internationale Hilfsprogramme und Entwicklungspolitiken ist, werden hinsichtlich der „Adiposidas-Pandemie“ (WHO) vor allem Kostenbelastungen für das öffentliche Gesundheitswesen thematisiert und entsprechende gesundheitspolitische Maßnahmen lanciert.

Der Vortrag wird dieses „biopolitische Dispositiv“ (Foucault) hinterfragen und eine gastrosophische Kritik der Gesundheitsgesellschaft formulieren. Dem moralischen Gebot eines gesund ernährten Körpers soll die Idee einer guten (Tisch-) Gesellschaft bzw. die Utopie eines guten Essens für alle entgegengehalten werden, die sich – statt an einer normativ unsachgemäßen Gesundheitspolitik – an der Ethik einer neuen Gastropolitik orientiert.